Autorin: Rebekka Mand
Titel: Von den Grenzen der Erde
Reihe: Grenzen Saga – Band 1
Verlag: Selfpublish816 n. Chr. Lynn, Tochter eines irischen Kleinkönigs, kann den Sterbenden auf dem Pfad ins Jenseits folgen. Als Kind von Nordmännern ins ferne Norwegen verschleppt, versucht sie, ihre zweifelhafte Gabe zu beherrschen und zurück nach Hause zu gelangen, um ein Versprechen einzulösen und das Vermächtnis ihres Vaters anzutreten.
Der von seiner Familie geächtete Seemann Eirik Karrsson wittert in Lynn seine Chance, es endlich zu Ruhm und Reichtum zu bringen und seinen Fluch zu besiegen.
Gemeinsam machen sie sich auf die gefahrvolle Reise und lernen schnell, dass es mehr zu fürchten gibt, als nur einander.
Zwei Menschen. Zwei Geschichten. Ein Ziel: Die Suche nach einem geheimnisvollen Schatz. Und sich selbst.
(Quelle: Klappentext des Buches)
Die Geschichte beginnt langsam. Bevor sich Lynn und Eirik begegnen, werden zunächst ihre jeweiligen Geschichten erzählt. Nach dem Überfall muss Lynn als Sklavin bei den Mördern ihres Vaters und ihrer Freunde leben, und ich kann mir kaum vorstellen, was für ein Zwiespalt in einem so kleinen Kind vorgehen muss. Lynn lernt, sich anzupassen. Es bleibt ihr ja auch nichts anderes übrig, aber gleichzeitig möchte sie das Versprechen an ihren Vater einhalten – was für die nächsten Jahre unmöglich scheint. Erst als gewisse Intrigen innerhalb der Nordmänner ihren Lauf nehmen und Lynn mehr über ihre Gabe erfährt, keimt Hoffnung auf. Ich habe mit Lynn mitgelitten und mitgefiebert. Sie ist klug und mutig, und nach alldem, was ihr widerfährt, habe ich mir für sie ein glückliches Ende gewünscht.
Eirik war von Anfang an schwer einzuschätzen. Er schien zunächst ein verantwortungsvoller Mann zu sein, der seinen eigenen Ehrenkodex hat, aber nach dem Thing und dem Fluch scheint er diesen mehr und mehr zu verlieren. Ich wusste lange Zeit nicht, wie er in Situationen reagieren würde und wann er sein Wort hält. Sympathisch ist anders, aber ich fand ihn faszinierend. Allerdings hat mich sein wehleidiges Wesen manchmal genervt. Ja, der Fluch ist schrecklich, und ich kann nachvollziehen, dass er zwischen Aufgeben und Weiterkämpfen schwankt, aber irgendwann dachte ich nur: Jetzt entscheide dich mal! Ich mag es, wenn Charaktere mich auf gute Art und Weise aufregen können.
Die Nebencharaktere waren ebenfalls schön ausgearbeitet und hatten alle ihre Eigenheiten. Manche spielten eine deutlich geringere Rolle, als ich anfangs dachte, dafür rückten andere stärker in den Vordergrund – meistens solche, die ich schnell überhaupt nicht leiden konnte, sodass ich ihnen ein blutiges Ende wünschte. Blutig ist es hier allemal. Das Leben damals war hart, besonders die Raubüberfälle der Wikinger, und die Autorin beschönigt nichts. Es wird gemordet, verstümmelt, versklavt, vergewaltigt etc.
Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre, sodass man die wichtigsten Stationen im Leben der beiden Hauptpersonen miterlebt und ihre Charakterentwicklung und Motivation gut verfolgen kann – nicht nur ihre, sondern auch die der „Feinde“. Geschrieben wird aus einer eingeschränkt auktorialen Perspektive. Meistens aus Lynns oder Eiriks Sicht, aber auch andere Personen kommen zu Wort, damit der Leser alles Wichtige mitbekommt. Ich fand diese Mischung gut gelungen, da sie alles Wesentliche verrät, aber nicht zu viel, sodass ich noch mit Lynn und Eirik mitfiebern konnte, ohne die Pläne der „Feinde“ zu kennen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Einige Begriffe sind im Glossar erklärt, andere werden im Text selbst deutlich, sodass ich nicht das Internet bemühen musste, um „Wikingerworte“ zu verstehen. Manche kannte ich auch schon aus Dokus oder anderen Büchern. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass die Autorin viel recherchiert hat. Sie hat in meinen Augen (ich bin keine Expertin) die damalige Zeit und Lebensweise gut dargestellt und vermittelt. Auch die mythologische Seite kommt nicht zu kurz. Auch wenn das jetzt wie eine Floskel klingt: Das Buch hat mich nicht mehr losgelassen. Umso schlimmer, dass ich nicht viel Zeit zum Lesen hatte und es ständig aus der Hand legen musste.
Fazit
Ein unglaublich guter Einstieg in die Trilogie. Die Charaktere und die Handlung konnten mich komplett überzeugen. Der Schreibstil und die Erzählperspektive waren angenehm und gut durchdacht. Es las sich authentisch. Lieblingsbuch!

