Diese Reihe habe ich vor ein paar Jahren gelesen und eigentlich steht mal ein Reread an. Ich fand sie nämlich ziemlich gut. Die nachfolgende Rezension stammt aus meinem Archiv von 2019.
Autor: Sonja Röhm-Reimann
Titel: Entscheidung in Elnamira
Reihe: Die Drachenreiter von Mera
Verlag: SelfpublishKarin ist mit ihren Studienfreunden in den Bergen unterwegs, als das Ungeheuerliche geschieht und sich ein Tor zu einer fremden Welt öffnet, durch das archaisch anmutende Krieger herüberkommen und sie angreifen. Ihre Freunde sterben, sie selbst wird, schwer verletzt, von den Drachenreitern gerettet – und landet dabei auf der anderen Seite.
Gefangen in einer fremden Welt, trifft sie nicht nur auf leibhaftige Drachen und Botschaften übermittelnde Götter, sondern sie muss sich auch mit den gewöhnungsbedürftigen Sitten und strengen Regeln der Drachenreiter auseinandersetzen.
Doch ihre Retter sind in Gefahr. Gar, der Mann, der für den Tod ihrer Freunde verantwortlich ist, bedroht auch die Drachenreiter.
Und dann begeht sie einen verhängnisvollen Fehler, der sie ein zweites Mal beinahe das Leben kostet und Gar ungewollt in die Hände spielt …
Das Buch ist von Beginn an voller Gewalt. Und damit meine ich nicht nur körperliche. Daher empfehle ich das Buch nur älteren Lesern, die sich auf seelische und körperliche Qualen einlassen wollen. Die Handlung wird aus Karins Sicht erzählt. Ihre Eindrücke und die neuen Wesen werden toll erklärt, weil Karin dies immer mit Bekanntem aus unserer Welt vergleicht. Dadurch fiel mir leicht, mir die Welt und Spezien vorzustellen. Allerdings musste ich mich auch beim Lesen sehr konzentieren. Es ist kein Buch, was man mal schnell lesen kann. Nicht nur durch den fantastisch komplexen Schreibstil, sondern auch durch die Handlung selbst.
Die Autorin entführt nicht nur die Protagonistin Karin in eine Welt mit völligen anderen Regeln und Moralvorstellungen. Auch ich war immer wieder positiv überrascht von den Ideen, gleichzeitig aber auch regelmäßig schockiert über die Moralvorstellungen der Drachenreiter und wie sie diese in ihren Regeln umsetzen. Und nicht nur ich lernte schnell, was für Strafen auf Regelverletzungen stehen. Karin fällt es schwer sich in die Gemeinschaft einzuleben und ich konnte es so nachvollziehen. Karin hat alles verloren, ihre Freunde, ihre Familie, ihre gesamte Welt und statt ihr die Regeln zu erklären, erfährt sie diese meistens erst nach einen unbedachten Regelverstoß und der darauffolgenden Strafe. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und ich sage mal soviel: In unserer Welt würde das teilweise unter Folter fallen.
Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie ich darauf reagieren würde, wenn ich an Karins Stelle wäre. Und ich habe absolut keine Ahnung, sondern bin einfach nur froh, dass ich es nicht bin. Ich glaube persönlich, dass Karin überhaupt keine Zeit geblieben ist, alles zu verarbeiten. Sie hetzt durch die Tage und muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen, dass sie irgendwann Dinge einfach akzeptiert, wo ich beim Gedanken daran immer noch entsetzt bin. Seien es die Erlebnisse beim Tröster, die mich in beiden Fällen immer an sexuelle Nötigung denken ließ oder die Tatsache, dass ständig irgendwas unter ihr Essen gemischt wird. Natürlich immer alles mit guten Absichten, aber es fiel mir so schwer mich in die Drachenreiter und ihre Handlungen reinzuversetzen. Vor allem da ich nicht das Gefühl hatte, dass sich irgendjemand in Karin hineinversetzt. Im Großen und Ganzen handelten jedoch alle Personen logisch und im Rahmen ihrer Moralvorstellungen. Das hat es mir nicht immer leicht gemacht, die Personen sympathisch zu finden, aber wenn ich darüber nachdachte, war es für mich nachvollziehbar. Zumindest durch die Regeln dieser Welt.
Und zum Glück findet Karin mit Sora und Niro auch gute Freunde, die ihr beistehen. Aber trotz der Tatsache, dass das Buch mit einer Moral arbeitet, die meiner teilweise völlig entgegengesetzt ist, war die Geschichte spannend. Karin wird in die Gemeinschaft der Drachenreiter aufgenommen und wird zum Reiter ausgebildet. Die Szenen mit ihrem Drachen fand ich am schönsten im ganzen Buch und ich bin sehr gespannt, was im zweiten Teil noch für weitere Überraschungen bezüglich ihrer Verbindung mit ihrem Drachen ans Licht kommen wird. Ebenfalls die Prophezeiungen haben zur Spannung beigetragen.
Ich musste in der ganzen Geschichte mit Gewalt unterschiedlicher Art zurecht kommen. Aber was am Ende geschah, war für mich einfach zu viel des Guten gewesen. Vorallem da ich es nicht nachvollziehen konnte. Weil ich keine Erklärung durch irgendeine Moralvorstellung oder Gesetzgebung fand. Es war einfach grausame Willkür. Das ganze Ende verlief in meinen Augen auch unglaublich schnell und mir fehlten teils die Erklärungen. Ich bin daher auch ziemlich gespannt, wie sich Karin im nächsten Band mit den Erlebnissen auseinandersetzen wird.
