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Stolz und Vorurteil – Buch vs. BBC-Serie

Es gibt Bücher, die berühren einen. Die werden zu Lieblingsbüchern, die einen (vielleicht) ein Leben lang begleiten werden. „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist für mich eines davon. Und dann gibt es Verfilmungen, die so gut sind, dass sie fast schon zum Kanon gehören – wie die BBC-Serie von 1995 mit Jennifer Ehle und Colin Firth.

Und doch: Meine persönliche Reise mit Austen hat da erst angefangen – denn „Pride and Prejudice“ war tatsächlich eines der ersten Bücher, die ich später nochmal auf Englisch gelesen habe. Das erste Mal war schwierig, weil ich in Englisch nicht so gut bin, aber was soll ich sagen? Die Sprache hat eine ganz andere Wirkung. Austens Humor kommt in der englischen Version viel besser rüber.

Aber zurück zur großen Frage: Wie schlagen sich Buch und Serie im direkten Vergleich? Und warum ich, ganz nebenbei, Mr. Darcy in der Keira-Knightley-Verfilmung eigentlich besser fand als Colin Firth – dazu gleich mehr.

Die Sprache

Jane Austens Sprache ist ein Genuss: scharf, ironisch und es steht so viel zwischen den Zeilen, was aber direkt auch irgendwie mitschwingt ohne in direkte Worte gepresst zu werden. Ein Talent, was ein Autor auch erstmal haben muss. Beim Lesen merkt man richtig, dass hier kein Wort zu viel ist. Jedes Wort ist wichtig und perfekt gesetzt. Mal eben überfliegen ist da nicht.

Die BBC-Serie übernimmt viele Dialoge direkt aus dem Buch, was ich sehr schätze. Allerdings geht dabei manchmal die feine Ironie verloren, die zwischen den Zeilen liegt – besonders, wenn man das Original kennt.

Fazit: Für die volle sprachliche Tiefe ist das Buch – und zwar auf Englisch – unschlagbar. Für mich war es aber sehr hilfreich, die deutsche Version zu kennen.

Die Charaktere – Zwischen Buchseiten und Bildschirm

Elizabeth Bennet: Im Buch ist sie klug, selbstbewusst und hat einen scharfen Verstand. Jennifer Ehle bringt diese Eigenschaften in der BBC-Serie wunderbar rüber, auch wenn ich mir manchmal noch mehr von Elizabeths innerem Konflikt gewünscht hätte. Dies ist im Buch einfach einfacher zu zeigen.

Mr. Darcy: Colin Firths Darstellung prägt sich ein – wer denkt nicht an die Szene mit dem nassen Hemd? Und trotzdem: Ich muss gestehen, die Darcy-Version aus der Keira-Knightley-Verfilmung (2005) hat mich emotional mehr berührt. Matthew Macfadyens Darcy wirkt verletzlicher, stiller, und – für mich – näher am BuchDarcy angelehnt. Vielleicht ist er vom Äußeren auch ein bisschen mehr mein Typ.

Fazit: Die Serie verleiht den Charakteren ein Gesicht, welches mich jetzt immer beim Lesen begleitet. Ich denke, dass ist eines der Nachteile, wenn man eine Verfilmung gesehen hat. Das Gesehene prägt sich ein und die Bilder überlagern bei mir die eigene Vorstellung. Diejenigen die Harry Potter gesehen haben, wissen wovon ich spreche. Ich denke, dass die Diskussion um den Cast für die Neuverfilmung als Serie sonst nicht so riesig wäre.

Nebenchcharaktere und Familienbande

Was ich am Buch besonders schätze: Austen schenkt auch den Nebenfiguren viel Raum. Zum Beispiel Mr. Wickham – der charmante Verführer mit zweifelhaftem Charakter. Im Buch bekommt man Einblicke in seine Vergangenheit, seine Motive und das feine Spiel mit dem gesellschaftlichen Schein. Die Serie zeigt Wickham auch gut, aber das Buch bringt seine zweischneidige Natur noch intensiver rüber.

Genauso faszinierend finde ich die Beziehung zwischen Mr. und Mrs Bennet. Im Buch sind sie vielschichtiger: Frau Bennet als nervige, aber liebevolle Mutter und Herr Bennet als ironischer Beobachter der Gesellschaft und seiner Familie. Ihre Dynamik zeigt viel von den Herausforderungen der Zeit, was in der Verfilmung oft nur angerissen wird. Auch die Beziehung der Geschwister untereinander kann im Buch mit mehr Tiefe gezeigt werden.

Fazit: Gerade diese „kleinen“ Details machen das Buch für mich so lebendig und tiefgründig – mehr als nur Liebesgeschichte.

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Die Atmosphäre – Worte vs. Bilder

Die BBC-Serie punktet mit authentischen Schauplätzen und Kostümen Man fühlt sich direkt ins 19. Jahrhundert versetzt. Das Buch hingegen lässt viel Raum für die eigene Vorstellungskraft. Ich liebe es, mir Longbourn und Pemberley selbst auszumalen – mal üppiger, mal zurückhaltender, je nach Stimmung. Da ich alle Filmversionen von Stolz und Vorurteil kenne, überlagern bei den Schauplätzen diese nicht meine Vorstellungskraft. Es wird eher ein totaler Mix aus den verschiedenen Versionen.

Fazit: Bei historischen Romanen finde ich authentische Schauplätze im Film hilfreich.

Zitate, die ich liebe

„You must allow me to tell you how ardently I admire and love you.“

Ich denke, dass das einer der bekanntesten Zitate ist. So schön …

“From the very beginning— from the first moment, I may almost say— of my acquaintance with you, your manners, impressing me with the fullest belief of your arrogance, your conceit, and your selfish disdain of the feelings of others, were such as to form the groundwork of disapprobation on which succeeding events have built so immovable a dislike; and I had not known you a month before I felt that you were the last man in the world whom I could ever be prevailed on to marry.”

Die Szene ist eine meiner Lieblinge. Lese ich immer mehrmals und jedes Mal blutet mein Herz, wenn ich mir Mr. Darcys Gefühle dabei vorstelle.

“I certainly have not the talent which some people possess,“ said Darcy, „of conversing easily with those I have never seen before. I cannot catch their tone of conversation, or appear interested in their concerns, as I often see done.”

Und diese Aussage fühle ich einfach so sehr, weil mir das Talent auch fehlt.

Mein Fazit

Sowohl Buch als auch Serie haben ihre Stärken. Ich persönlich greife zuerst zum Buch, um Austens Sprache zu genießen – und zwar auf Englisch, wenn möglich – und schaue danach gern eine Verfilmung, um die Geschichte auch visuell lebendig werden zu lassen. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Wenn Darcy mich anschauen soll, dann bitte Matthew Macfadyen. Allerdings ist die BBC-Verfilmung von 1995 viel länger als die von 2005 und kann daher mehr zeigen. Es ist jedes Mal eine sehr schwere Entscheidung, aber egal welche Verfilmung es wird, es ist immer eine Wohlfühlzeit.

Wie sieht es bei dir aus?
Bist du Team Buch oder Team Serie? Oder vielleicht auch beides?

Ich freue mich auf deine Gedanken in den Kommentaren!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo liebe Isbel,
    ich habe damals sowohl Film, als auch Buch zu Stolz und Vorurteil gelesen/gesehen. Und das recht zeitnah beieinander. Die Serie kenne ich nicht. Mir hat in diesem Fall auch Beides gut gefallen. Ich kenne aber auch das Problem mit den Bildern, die der Film hinterlässt und gegen die die eigene Fantasy beim Lesen dann nicht mehr ankommt. Das kann Vor- und Nachteile haben. Je nachdem, was besser ist (die eigene Vorstellung oder die, die einem durch die Darstellung im Film geliefert wird) ;o)

    Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals beim Schauen des Films einige Stellen hatte, die ich amüsant fand und die im Buch dann die nötige Erklärung erfahren haben, die sich mir beim Film nicht erschlossen hat. Das waren wenige und kurze Szenen. Aber da hat mir das Buch dann doch noch mehr Aufschluss gegeben.

    Alles in allem hatte für mich hier aber beides seinen Reiz. Das ist nicht immer so. Manchmal mag ich das Buch lieber, ich hatte es aber auch schon, dass ich die Verfilmung besser fand.

    Die Serie muss ich mir unbedingt auch mal anschauen. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. wortundwelt

      Hallo Tanja,
      vielen lieben Dank für dein Kommentar. Es ist ja meistens so, dass in den Büchern viel Hintergrundwissen ist, mit dem man Filmszenen nochmal ganz anders wahrnimmt. Ich mag bei den meisten Verfilmungen das Buch lieber. Einfach weil viel fehlt oder geändert wurde. Serien sind da schon besser, aber wenn ich mich zum Beispiel an die Verfilmung von „Eragon“ oder „Die fünfte Welle“ erinnere … grausig.
      Gruß Isabel

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